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Das Opferfest ist das Befreiungsfest der Menschheit

Das Opferfest ist ein wichtiger Bestandteil des Alevitentums.

Der Überlieferung nach begann das Opfern durch den Propheten Ibrahim (Abraham).

Der Engel Cebrail (Gabriel) fordert Ibrahim auf, seinen Sohn Ismail (Ishak) zu opfern, worauf sie mit Folgsamkeit und Ergebenheit reagierten.  Sie bestanden die göttliche Probe.

Gott sandte ihm  für seine Liebe und Treue einen Widder, den er statt seines Sohnes schlachten sollte.

Im Mittelpunkt des Opferfestes stehen nicht die Schächtung und das Essen eines Tieres.

Auch bezieht sich eine Opfergabe nicht unbedingt auf das Blutvergießen. Auf Wunsch können auch Lebensmittel mit der Absicht verteilt werden.

Der Sinn und das Ziel dieses Festes ist es sich aus den Fängen der Triebe zu befreien, sich von den materiellen Bedürfnissen der Welt zu distanzieren.

Auch rückt der Mensch mit diesem Vorhaben eine Stufe auf und befindet sich nicht mehr in der Position des Opfers, sondern als des Opfernden (und zwar sein Ego).

Diese Festtage haben zwar nach wie vor ihre Lebhaftigkeit, die wahre Philosophie dagegen wird von vielen ignoriert bzw. übersehen. Das ist eine traurige Gewissheit.  Wir dürfen mit diesem Fehler nicht fortfahren.

Die Rettung Ismails ist der Ausgangspunkt für die Befreiung der Menschheit, die Bemühung sich von der weltlichen Materie zu dispensieren.

Die Opferung soll uns vor Kriegen schützen, sie soll uns vor Hunger und Elend bewahren. 

Längst vergehen diese Tage nicht mehr in Festtagsstimmung.

Seit der göttlichen Probe Ibrahims werden nach wie vor Kriege geführt, Machtkämpfe ausgeübt, Menschenrechtsverletzungen und Diskriminierungen nehmen überhand.

Wir müssen daher dieses Fest mit der grundlegenden Philosophie feiern. Vor allem müssen wir mit  dieser Weisheit leben und versuchen, unser Leben bewusst danach zu richten.

Was bedeutet bewusst leben?

Ganz egal aus welchen Motiven, es darf nicht zugelassen werden, dass Menschen zu Opfern werden. Wir müssen uns immer und überall gegen Kriege, für ein friedliches Leben engagieren. Wir dürfen die Gewalt nicht befürworten und müssen uns gegen die Ungerechtigkeit stemmen.

Wir dürfen nicht zusehen, wie sich Machthaber mutwillig und profitgierig am Volk bereichern. Gegen Armut, gegen Ausbeutung, Korruption und Intoleranz müssen wir kämpfen.

Es herrscht große Sehnsucht nach einem friedlichen, ruhigen Leben. Sehnsucht nach sonnigen, glücklichen Tagen, an denen die Menschheit nicht Opfer von egoistischen, habsüchtigen, gierigen Menschen sind.

Wir haben große Sehnsucht nach Halil Ibrahim Tafeln, an denen brüderlich geteilt wird.

Unabhängig von dem Glauben, der  Sprache, der Rasse, dem Geschlecht und der Hautfarbe. Wir alle streben nach Gleichheit und sehnen die Tage herbei, an denen die Vielfalt der Kulturen als Reichtum anerkannt wird.

Ist es nicht die wahre Bedeutung des Opferfestes?

Wir wissen, dass dieser Wunsch nicht so leicht realisierbar ist. Seit Jahrhunderten unterdrücken die Menschen dieses Vorhaben durch Kriege und Feindseligkeit.

Nichts desto trotz versuchen alevitische Gelehrte und Heilige seit Jahrhunderten mit Hartnäckigkeit und Beharrlichkeit die Nächstenliebe, den Frieden und viele adäquate Motive zu vermitteln.

Es ist unser Ziel, dieses Fest weiterhin mit dieser Bereitschaft und dieser Besinnung zu feiern.

Zur Erfüllung unserer Wünsche werden wir unsere Opfertiere schächten und die Hände der Älteren aus Respekt küssen.

Wir werden mit dieser Einstellung die Gedenkstätten, die Cem-Häuser besuchen und Gleichgesinnten mit diesen Gedanken ein frohes Fest wünschen.

Unsere Kinder werden wir mit dieser Überzeugung erziehen und sie glücklich stimmen.

In diesem Sinne wünschen wir allen die feiern ein frohes Fest. Möge Gott die Opfergabe annehmen, zufrieden sein und uns seinen Segen und seine Barmherzigkeit schenken.

Remzi Kaptan

 

 


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